An gewisse Dinge im Leben wird man sich bestimmt immer erinnern.
Es sind häufig Momente, die man zum ersten Mal im Leben macht: Der erste Schultag, der erste Arbeitstag oder der erste Uni-Tag. Der 10. Januar 2017 wird für mich als ein solcher Tag in Erinnerung bleiben. Denn am Dienstag wurde ich zum ersten Mal als Grossrat des Kantons Aargau vereidigt.
Nun aber von vorne: Als erstes wurden wir nämlich in die Kirche zu einer ökumenischen Besinnung eingeladen. Als ich diese Einladung erhalten habe, dachte ich zynisch, ob die gewählten Grossräte Beichte ablegen müssen, weil sie unmögliche Wahlversprechen abgegeben haben? Danach kam auch etwas Skepsis auf: Staat und Kirche sind doch getrennt? Weiter fragte ich mich, wenn man schon eine ökumenische Besinnung macht, warum lädt man nicht jemand von einer anderen Glaubensgemeinschaft ein als nur reformierte, christkatholische und katholische Pfarrer? Zum Beispiel einen jüdischen Rabbi und einen muslimischen Imam. Das wäre doch mal ein starkes Zeichen für ein gemeinsames friedliches Zusammenleben gewesen.
Trotzdem bin ich zur Kirche gegangen, so hatte ich die Möglichkeit einen Teil meiner neuen Ratskollegen bereits kennenzulernen. Die Besinnung war erfrischend geführt und es wurde immerhin auch für Anders- sowie Nicht-Gläubige gebetet. Die drei Pfarrer haben ihre Sache gut gemacht. Sie haben auf offene Türen im Leben hingewiesen, erklärt, dass man die wichtigen Türen im Leben selber öffnen muss und uns symbolisch einen Schlüssel überreicht, welcher uns helfen soll, gewisse Türen zu öffnen. Auch wurde darauf hingewiesen, dass wir unsere eigenen Türen nicht verschliessen sollen, was ich als ein schönes Sinnbild für eine offene, freiheitsliebende und eigenverantwortliche Gesellschaft empfinde.
Danach ging es durch das Schneegestöber weiter zum Grossratsgebäude. Herbert Scholl, der Amtsälteste, hielt eine Eröffnungsrede. Wir Ratsmitglieder wurden von ihm an unsere Aufgaben und Pflichten erinnert und durften dann das Gelöbnis
«Ich gelobe, als Mitglied des Grossen Rates meine Verantwortung gegenüber Mensch, Gemeinschaft und Umwelt wahrzunehmen, die Wohlfahrt des Kantons Aargau und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu fördern und der Verfassung und den Gesetzen gemäss nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.»
gemeinsam mit den Worten «Ich gelobe es» abgeben. Das war beeindruckend.
Gespannt wie es weiter geht
Weiter wurden die Kommissionsgrösse festgelegt und die Kommissionsmitglieder gewählt. Ich wurde dabei in die BKS (Bildung, Kultur und Sport) Kommission gewählt. Ferner haben wir noch das Grossratspräsidium gewählt und wie üblich gab es dann einen Apéro. Die Stimmung war gut, ich konnte viele gute Gespräche führen und meine Ratskollegen besser kennenlernen. Insgesamt betrachte ich dieses «erste Mal» als gelungen und werde es in guter Erinnerung behalten. Ich freue mich auf die kommende Zeit und werde mein Bestes für einen zukunftsorientierten und nachhaltigen Kanton Aargau geben! Ich bin nach wie vor zuversichtlich, etwas im Kanton bewegen zu können und hoffe, dass ich in vier Jahren wieder in die Kirche darf – natürlich ohne Beichte ablegen zu müssen.